(Artikel aus TS Aktuell, Ausgabe 14, Oktober 2014)
Immer wieder Schrecken in der Morgenstunde für Hausbesitzer, Geschäftsinhaber und Mieter: Schmierereien an Hauswänden. „Ich hole dann meinen Farbeimer und streiche das sofort über!“ so Katrin R., Besitzerin eines Mehrfamilienhauses. Das ist ärgerlich, kostet Zeit und Geld, aber Katrin R. ist nicht persönlich betroffen. Anders der türkisch-stämmige Imbisswagenbesitzer, der morgens mit dem Schriftzug konfrontiert wird: „Ausländer raus!“ Was tun? Jedes Mal zur Polizei laufen und Anzeige erstatten? „Das bringt doch sowieso nichts“ ist die Meinung vieler Betroffener. Und so geht das rassistische und rechtsradikale Treiben munter weiter.
Im letzten Jahr stellte darum Marijke Hoeppner, Bezirksverordnete, den Antrag, auch in Tempelhof-Schöneberg eine sogenannte „Registerstelle“ einzurichten.
„Die Registerstellen bieten eine Möglichkeit, das Engagement vieler Menschen zu bündeln. Koordiniert durch einen freien Träger, werden Anlaufstellen im Bezirk eingerichtet. Nachbarschaftsheime, Jugendfreizeiteinrichtungen, Schulen, soziale Projekte und viele weitere Standorte können aufgesucht werden, um rassistische, antisemitische und heterosexistische Ereignisse aller Art zu melden. Die Hemmschwelle wird genommen, die Polizei aufsuchen zu müssen. Taten, die unterhalb des Straftatbestands liegen, können in die Statistik eingebracht werden und so kann ein gesellschaftlicher Diskurs in Gang gesetzt werden.
Weitergeleitet werden die Informationen an die Registerstelle, die regelmäßig Berichte erstellt.“
Seit dem 1. Juli 2014 ist es nun soweit. Das Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum in der ufafabrik ist offiziell Träger der Registerstelle für Tempelhof-Schöneberg. Alle rassistischen, antisemitischen, rechtsextremen oder diskriminierenden Vorfälle können hier gemeldet werden:
registerstelle@nusz.de
Tel. 01573-7450819
Wie wichtig diese Einrichtung ist, wird deutlich an einem Fall, der sich am 10.9.2014 ereignet hat: Wieder einmal wurde die Stolpersteininitiative Opfer eines rechtsradikalen Anschlags. Ein Schaukasten wurde zerstört, Dokumente und Fotos entfernt. Petra Fritsche, Organisatorin der Initiative, wurde bereits früher Opfer eines Anschlags auf ihr Haus.
Hier die Ausgabe der »TS aktuell« als PDF zum Download